
Rudolf Gross
Prof. Dr.
Ehemaliger Ordinarius für Technische Physik
TUM School of Natural Sciences
geb. 28.03.1956
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Detaillierter Lebenslauf als PDF
ORCID: 0000-0003-4524-7552, ResearcherID: A-6227-2012, Google Scholar: Bvoqp64AAAAJ&hl
CV
Als Autor von über 500 wissenschaftlichen Publikationen ist Rudolf Gross ein international bekannter Spitzenforscher im Bereich der Tieftemperatur-, Festkörper- und Quantenphysik. Seine Lehrbücher und Skripte stellen Standardwerke in der Ausbildung von Physikstudenten dar. Von ihm stammen bahnbrechende Beiträge zum Verständnis supraleitender und magnetischer Materialien, deren Herstellung mittels moderner Verfahren der Dünnschicht- und Nanotechnologie und deren Anwendung in neuartigen Bauelementen. Ein großes Anliegen war für ihn immer die Entwicklung neuer experimenteller Techniken. Beispiele sind die Tieftemperatur-Rasterelektronenmikroskopie, die Molekularstrahlepitaxie für oxidische Materialien, trockene Mischkühler oder extrem empfindliche Mikrowellenmesstechniken. Bereits kurz nach der Entdeckung der Hochtemperatur-Supraleiter stellte er 1988 fest, dass Korngrenzen in diesen Materialien ihre kritische Stromdichte begrenzen. Diese Eigenschaft, die leider bis heute die Entwicklung von supraleitenden Bandleitern mit hohen Stromdichten beeinträchtigt, konnte er wenig später für die Realisierung von Josephson-Kontakten und ersten Quanteninterferenzdetektoren ausnutzen. Weitere Pionierarbeiten zu Hochtemperatur-Supraleitern betreffen die erstmalige Messung des Flussquanten-basierten Seebeck-, Nernst- und Righi-Leduc-Effekts und den Nachweis von gebundenen Andreev-Zuständen.
Nach der Übernahme der Leitung des Walther-Meißner-Instituts (WMI) der BAdW (ab 2000) hat Rudolf Gross zahlreiche Pionierarbeiten zur Realisierung von festkörperbasierten Quantensystemen und zum Aufbau des erfolgreichen Münchener Quantenökosystems geleistet. Er hat den ersten Sonderforschungsbereich zum Thema Quanteninformationsverarbeitung in Deutschland gegründet und ihn als Sprecher geleitet (2003 – 2015). Bereits 2017 hat er die Gründung des TUM Center for Quantum Engineering (ZQE) initiiert. Von 2019 bis 2025 war er TUM-seitiger Sprecher des Exzellenzclusters Munich Center for Quantum Science and Technology (MCQST). Nach der Gründung des Munich Quantum Valley e.V. (2021) hat er dieses als Wissenschaftlicher Direktor und Geschäftsführer von 2023 bis 2024 geleitet. Rudolf Gross hat das WMI zu einem weltweit führenden Institut in der Herstellung und Erforschung supraleitender Quantenschaltkreise und deren Anwendung in den Bereichen Quanten-Computing, -Sensorik und -Kommunikation gemacht. Wichtige Pionierarbeiten betreffen die Herstellung der ersten supraleitenden Quantenbits in Deutschland, die erstmalige Realisierung ultrastarker Licht-Materie-Wechselwirkung und starker Magnon-Photon-Kopplung und zahlreiche bahnbrechende Experimente zur Mikrowellen-basierten Quantenkommunikation (u.a. Nachweis von Pfadverschränkung, Ein- und Zwei-Moden-Quetschen, Teleportation, Quanten-Schlüsselaustausch, und Aufbau eines Quanten-LAN). Große internationale Beachtung finden auch seine Schlüsselexperimente zu reinen Spin-Strömen in magnetischen Materialien, die zur Entdeckung zahlreicher neuer Phänomene geführt haben (u.a. Spin-Hall-Magnetwiderstand, Spin-Nernst-Effekt und Magnon-Hanle-Effekt) und grundlegend für die Entwicklung magnonischer Bauelemente sind.
Kurzbiographie
| 1976 – 1982 | Studium der Physik, Universität Tübingen |
| 1983 – 1987 | Promotion, Universität Tübingen |
| 1987 | Gastwissenschaftler am Electrotechnical Laboratory, Tsukuba, Japan |
| 1988 – 1989 | Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Physikalisches Institut, Universität Tübingen |
| 1989 – 1990 | Gastwissenschaftler am IBM T.J. Watson Research Center, Yorktown Heights, New York, USA |
| 1996 – 2000 | Arbeitsgruppenleiter und Habilitation (1993), Physikalisches Institut, Universität Tübingen |
| 2000 – 2025 | Ordinarius für Angewandte Physik, II. Physikalisches Institut, Universität zu Köln |
| 2023 – 2024 | Wissenschaftlicher Direktor und Geschäftsführer des Munich Quantum Valley e.V. |
| seit 2020 | Akademischer Direktor des TUM Venture Lab Quantum |
Mitgliedschaften und Dienste für die Wissenschaft
- Teilprojektleiter und Mitglied des Vorstands des DFG-Sonderforschungsbereichs 341 „Physik von mesoskopischen und niedrigdimensionalen metallischen Systemen“, Köln-Aachen-Jülich (1996 – 2000).
- Sprecher des DFG-Sonderforschungsbereichs 631 „Festkörperbasierte Quanteninformationsverarbeitung“, München (2003 – 2015).
- Mitglied des Exzellenzclusters “Nanosystems Initiative Munich (NIM)”, Mitglied des Vorstands und Koordinator des Forschungsbereichs “Quantum Nanosystems” (2006 – 2019).
- Mitglied des Exzellenzclusters “Munich Center for Quantum Science and Technology (MCQST)” (seit 2019), TUM-seitiger Sprecher (2019 – 2025).
- Mitglied des “Munich Quantum Valley e.V. (MQV)“ (seit 2021), Koordinator des Konsortiums „Quantum Technology Park and Entrepreneurship“ (2021 – 2023), Wissenschaftlicher Direktor und Geschäftsführer (2023 – 2024).
- Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Instituts für Schicht- und Ionentechnik des Forschungszentrums Jülich (1999 – 2001).
- Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Max-Planck-Instituts für Plasmaphysik, Garching (2001 – 2008).
- Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Leibniz-Instituts für Festkörperforschung, Dresden (2008 – 2015).
- Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des Institut de Ciència de Materials de Barcelona (ICMAB) (seit 2016).
- Mitglied (seit 2016) und Sprecher (seit 2024) des Wissenschaftlichen Beirats des Bayerischen Geoinstituts für experimentelle Geochemie und Geophysik, Bayreuth.
- Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats “Matter and Light” des Deutschen Museums (2019 – 2024).
- Mitglied des Auswahlkomitees für den Walter-Schottky-Preis der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (2005 – 2007).
- Mitglied des Auswahlkomitees der Alexander von Humboldt-Stiftung für die Vergabe von Humboldt-Forschungspreisen (2015 – 2025).
- Mitglied (2010 – 2017) und Sprecher (seit 2015) des Auswahlkomitees für die Stern-Gerlach-Medaille der Deutschen Physikalischen Gesellschaft.
- Mitglied des Redaktionskomitees des European Physical Journal B (2001 – 2013).
- Mitglied des Kuratoriums des Physik Journals (2008 – 2012).
- Mitglied des “Forum Technologie” der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (seit 2018).
- Gewählter Fachgutachter für Kondensierte Materie, Deutsche Forschungsgemeinschaft (2004 – 2006).
- Sprecher des Fachverbands “Tieftemperaturphysik” der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (2008 – 2012).
- Teilprojektleiter in verschiedenen koordinierten Forschungsprogrammen der DFG, des BMFTR und der EU.
- Organisator/Ko-Organisator mehrerer internationaler Tagungen: “Munich Conference on Quantum Science & Technology” (2019 – 2024), International Conference on “Resonator QED” (2013, 2015, 2017), International School and Workshop on “Solid State Quantum Information Processing” (2004, 2006, 2009).
Preise und Ehrungen
- Prof. Dr. Friedrich-Förster-Preis der Universität Tübingen (1984).
- Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (seit 2002).
- Heinz-Maier-Leibnitz-Medaille der Technischen Universität München (2007)
- Silberne Verdienstmedaille der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (2015).
- Leibniz-Medaille des IFW Dresden (2015).
- Mitglied der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften – acatech (seit 2020).
- Werner-Heisenberg-Medaille der Alexander von Humboldt-Stiftung (2025).
- Pro Meritis Scientiae et Literarum des Freistaats Bayern (2025).
Erläuterungen zu Preisen und Ehrungen finden Sie hier (pdf-Datei zum Herunterladen 251 KB).