Klaus Mainzer arbeitet als Wissenschaftsphilosoph über Grundlagen und Zukunftsperspektiven von Wissenschaft und Technik. Im Zentrum stehen dabei die Mathematisierung und Computermodellierung von Wissenschaft und Technik. Bekannt wurde er als Komplexitätsforscher, der schwerpunktmäßig komplexe Systeme in Natur, Technik, Wirtschaft und Gesellschaft untersucht, Grundlagen der Künstlichen Intelligenz und Big Data. Ausgehend von konstruktiv und algorithmisch begründeten Verfahren der Mathematik, die Thema seiner Promotion waren, beschäftigte er sich in der Habilitation mit ihren Anwendungen in Geometrie und Physik. Daraus entstanden zwischen 1980 und 1990 erste Bücher über Grundlagen und Geschichte der Geometrie, des Zahlbegriffs (mit H. Hermes, F. Hirzebruch, R. Remmert u.a.), des Symmetrie- und Zeitbegriffs, der Relativitätstheorie, Quantenmechanik und Kosmologie (mit. J. Audretsch). Seit Anfang der 1990er Jahre traten computergestützte Modellierung komplexer Systeme und ihrer nichtlineare Dynamik ins Zentrum. Es entstanden zahlreiche Publikationen über komplexe Systeme (mit H. Haken), zelluläre Automaten und neuronale Netze (mit L. Chua). Der Ausgangspunkt der Forschung von Klaus Mainzer seit seiner Dissertation ist die Frage nach der Berechenbarkeit der Welt. Wir leben in einem datengetriebenen (data-driven) Zeitalter wachsender Komplexität, dessen Entwicklung durch exponentielle Wachstumsgesetze von Datenmengen, Rechner- und Speicherkapazitäten in globalen Netzen beschleunigt wird. Ziel seiner Forschung sind daher konstruktiv begründete Lösungs- und Beweisverfahren der Mathematik (mit H. Schwichtenberg u.a.), mit denen die Algorithmisierung und Digitalisierung von Technik und Gesellschaft kontrollierbar bleiben. Diesem gesellschaftlichen Ziel widmet er sich auch in zahlreichen Publikationen, öffentlichen Vorträgen und Beiträgen in den Medien.
Kurzbiographie
1966– 1968
Abitur und Bundeswehr
1968 - 1972
Studium der Mathematik, Physik und Philosophie an der Universität Münster (Förderung durch die Studienstiftung des deutschen Volkes)
1973
Promotion über Philosophie und Grundlagen der Mathematik (Betreuer: Friedrich Kaulbach, Dieter Rödding, Hans-Joachim Nastold, Note: summa cum laude)
1973 – 1979
wissenschaftlicher Assistent am Philosophischen Seminar der Universität Münster
1979
Habilitation in Philosophie mit der Habilitationsschrift "Raum, Geometrie und Kontinuum"
1980
Heisenberg-Stipendium
1981 – 1988
Professor für Grundlagentheorie und Geschichte der exakten Wissenschaften, Dekan und Prorektor an der Universität Konstanz
1988 - 2007
Ordinarius für Philosophie und Wissenschaftstheorie, Direktor des Instituts für Philosophie, Dekan der Philosophischen Fakultät, Gründungsdirektor des Instituts für interdisziplinäre Informatik an der Universität Augsburg
2008 - 2016
Ordinarius für Philosophie und Wissenschaftstheorie, Direktor der Carl von Linde-Akademie, Gründungsdirektor des Munich Center for Technology in Society (MCTS) an der TU
Mitgliedschaften und Ehrungen
The Academy of Europe (Academy Europaea)/London
Europäische Akademie der Wissenschaften und Künste/Salzburg
Deutsche Akademie der Technikwissenschaft (acatech)
Präsident der Deutsch-Japanischen Gesellschaft für Integrative Wissenschaft
Erste virtuelle Mitgliederversammlung der TUM Senior Excellence Faculty
Aufgrund der Corona-Pandemie mussten in diesem Jahr alle Mitgliederversammlungen des Kreises der TUM Emeriti of Excellence, die normalerweise zwei Mal im Jahr in Präsenz stattfinden, ausfallen. Am Montag, den 14.12.2020 fand deshalb die erste digitale Mitgliederversammlung statt. Mit 51 Teilnehmern war die Sitzung ein großer Erfolg.